Burghauser Gästeführerverein e.V.

Herzlich Willkommen in Burghausen!

Weltgästeführertag - Reformen: Zeit für Veränderungen

11.2.2017, Evang. Gemeindehaus, 15 Uhr
Welche Veränderungen brachte die Reformation
für die Frauen aus der Zeit mit sich?


Burghauser Gästeführerinnen lassen Zeitzeuginnen sprechen
Burghausen. Eine interessante Reise in die Vergangenheit erlebten die Besucher im evangelischen Gemeindehaus: Der Burghauser Gästeführerverein hatte zum Weltgästeführertag eingeladen. Denn an diesem Tag erarbeiten die teilnehmenden Gästeführervereine zu einem jährlich neu vorgegebenen Thema eine Aktion, an der interessierte Besucher kostenlos teilnehmen können. Das diesjährige Motto: „Reform – Zeit für Veränderung“ wurde von den Burghauser Gästeführerinnen szenisch interpretiert.
Irmi Polzer hatte die Rolle der Moderatorin und führte ins Thema ein: Anhand des Begriffs „Bildung“ veranschaulichte sie in verschiedenen Episoden der Burghauser Geschichte, wie stark sich dieser Begriff im Lauf der Jahrhunderte verändert hatte. Sie kam schließlich im 16. Jahrhundert an und thematisierte den Zusammenhang von Bildung und Freiheit im Denken. Bildung, Buchdruck, Veröffentlichungen in deutscher Sprache, das gab Anfang des 16. Jahrhunderts den Menschen die Möglichkeit, sich zu informieren und aktiv zu werden und war Voraussetzung für eine Kritik an den Zuständen in der Kirche. Damit war die Überleitung gefunden zu zwei „Zeitzeuginnen“, die Pamela Fassoth-Wührer als Argula von Grumbach und Elena Boltos als Katarina von Bora beredt und anschaulich zum Leben erweckten. Da erfuhr man von Argulas Jugend als Kammerfrau am Wittelsbacher Hof im München, von ihrer standesgemäßen Heirat, den Lebensumständen und ihre Anteilnahme an den Geschehnissen um den jungen Magister Arsacius Seehofer, der sich mit seiner Begeisterung für die Lehren des Thüringer Professors Dr. Martin Luther in der Universitätsstadt Ingolstadt in arge Bedrängnis gebracht hatte. Ganz in der Rolle, ließ Fassoth-Wührer die bayerische Adlige über ihre Kindheit berichten: Schon als 10-Jährige hatte die bayerische Adlige die Bibel, die ihr der Vater in einer deutschen Übersetzung geschenkt hatte, genau studiert. Die Zuhörer erfuhren, dass ihr die Thesen Luthers z.B. vom alleinigen Maßstab der Heiligen Schrift für Glaubensdinge, (das berühmte „sola scriptura“ aus der Rechtfertigungslehre), oder, dass jeder Christenmensch schon von Geburt an und ohne Vermittlung durch eine Institution in der Gnade Gottes sei, sofort einleuchteten, und dies ermutigte die 31-jährige Mutter von vier Kindern, zur „causa Seehofer“ einen offenen Brief an die Theologen der Universität Ingolstadt zu schreiben. Sie erzählte weiter ganz offen über die schlimmen Folgen dieser Aktion, die weniger sie selbst – als Frau, die man nicht ernst nehmen musste – als vielmehr ihren Ehemann betroffen hatten, und die zu Zwist und Mittellosigkeit führten. Elena Boltos erweckte ihrerseits Katarina von Bora zum Leben, sie erzählte über die Kindheit in Thüringen, das Leben im Kloster, wo sie erstaunlicherweise als Nonne mit den Schriften Luthers in Berührung gekommen war. Dessen Postulat, dass es in der Glaubensausübung keinerlei Zwang geben dürfe, ließ in ihr den Entschluss reifen, das Kloster zu verlassen, was ihr mit Luthers Hilfe auch gelang. Sie erzählte nüchtern, wie sehr sich ihr Leben besonders dann nach ihrer Heirat mit der mächtigen Persönlichkeit Martin Luther verändert hatte, denn sie war es, die sich um den Lebensunterhalt der Familie kümmern musste. Aber sie war erfinderisch und eine gute Wirtschafterin, das hatte sie im Kloster gelernt, und gründete eine der ersten „Bursen“, die Vorgänger der heutigen Studentenwohnheime. Das Bild von der Reformationszeit ergänzte Astrid Dornberger, die einen Brief Erasmus’ von Rotterdam vortrug, in dem er zur gängigen Marienverehrung Stellung nahm. Kaffee und Kuchen rundeten den Samstagnachmittag ab, die Spenden dafür gingen an ein Projekt der evangelischen Kirche im Dekanat Traunstein. rsa


Pressemeldung im Alt-Neuöttinger Burghauser Anzeiger vom 09.02.2017


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